Pressemitteilung
Aktuelles
18.05.20

Kurzbericht zum Prozessbeginn in Wiesloch

Am 08. September 2018 wurden die Gäste eines Eiscafés in Wiesloch von einer Gruppe junger Männer, die einen Junggesellenabschied feierten, aus rassistischen Motiven angegriffen. Am 05.05.2020 wurde nun der Prozess gegen drei der sechs Beschuldigten durch das Schöffengericht Wiesloch eröffnet.

Die Verhandlung fand in den Räumlichkeiten des Landgerichts Heidelberg statt. Das Verfahren gegen drei weitere Angeklagte wurde coronabedingt abgetrennt und wird zu einem späteren Zeitpunkt verhandelt. Im ersten Prozess wird gegen die drei Brüder Manuel, Lukas und Johannes B. verhandelt. Zwei der Brüder sind seit Jahren in der rechten Szene aktiv und gehörten der Neonazigruppe „Freie Nationalisten Kraichgau“ an, die inzwischen als Kreisverband „Die Rechte Rhein-Neckar“ aktiv ist.

Die betroffenen Familien wurden an den ersten beiden Verhandlungstagen als Zeug_innen vernommen und nehmen zum Teil auch am Prozess als Nebenkläger_innen teil.

Die Anklage wirft den Beschuldigten gemeinschaftlich begangene gefährliche Körperverletzung in Tateinheit mit dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Volksverhetzung vor. Bereits auf ihrem Weg durch die Innenstadt fiel die Gruppe durch volksverhetzende Parolen und Wehrmachtslieder auf. Als von einem Fenster über dem Eiscafé „Verpisst Euch!“ zu hören war, griffen die Angeklagten die türkei- und portugalstämmigen Gäste des Eiscafés an und schlugen u.a. mit Stühlen auf sie ein. Auch hierbei wurden Hitlergrüße gezeigt und rassistische Äußerungen getätigt. Ein Familienvater wurde von mindestens drei Personen gemeinschaftlich mit Stühlen geschlagen und ihm wurden laut Anklage zwei Glasflaschen auf dem Kopf zerschlagen, so dass er zu Boden ging. Doch auch dann ließen sie nicht von ihm ab, sondern traten weiter auf ihn ein. Zum Zeitpunkt des Angriffs befanden sich zehn Erwachsene und vier Kinder vor dem Eiscafé.

Zur Tat selbst sagten die drei Angeklagten am ersten Verhandlungstag nicht aus, sondern ließen durch ihre Verteidiger_innen Einlassungen verlesen. Dabei wurde der objektive Sachverhalt von den Angeklagten grundsätzlich bestätigt. Allerdings scheint laut Staatsanwaltschaft die Verteidigungsstrategie dahin zu gehen, dass die eigene Tatbeteiligung als möglichst gering dargestellt werden soll. Ein am Ende des zweiten Prozesstags gezeigtes, zusammengeschnittenes und bearbeitetes Video der Polizei zeigt jedoch sowohl Manuel B., als auch Johannes B. ganz klar als aktive Angreifer.

Die Verhandlung wird am 17.06.2020 in den Räumen des Landgerichts Heidelberg fortgesetzt.

 

- In Kürze folgt ein ausführlicher Bericht über den Prozess -