#saytheirnames: Ante B. (60), Ljuba B. (55), Zuzanna M. (57), Athina S. (24), Kristina S. (2), Nebahat S. (27), ihre Tochter Aynül S. (4) und ihr ungeborenes Kind
Podiumsgespräch am 05.07.2024, 18:00 Uhr im Württembergischen Kunstverein Stuttgart, Schlossplatz 2, 70173 Stuttgart
Am 16. März 1994 starbensieben Menschen, Ante B., Ljuba B., Zuzanna M., Athina S., Kristina S., Nebahat S., ihre Tochter Aynül S. und ihr ungeborenes Kind, bei einem möglicherweise rassistisch motivierten Brandanschlag in der Stuttgarter Geißstraße. Zu Beginn der 1990er Jahre veränderte eine Welle rassistischer Gewalt das Leben vieler Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrungen für immer. Nach dem Herbst 1991 kam es binnen zwei Jahren zu mehr als 1.000 Brandanschlägen. Bis heute stehen die Namen der Städte Mölln und Solingen symbolisch hierfür.
Sowohl bundesweit als auch in Stuttgart selbst sind der verheerende Anschlag vom 16. März 1994 und vor allem auch der mögliche rassistische Hintergrund der Tat kaum bekannt. Obwohl der Täter bei nachfolgenden Brandanschlägen Bekennerschreiben mit eindeutig rassistischen Parolen und NS-Symbolen versandte, gilt der Brandanschlag auf die Geißstraße bis heute als Tat eines verwirrten, psychisch erkrankten Einzeltäters und Pyromanen. Rassismus spielte bei der Tat in der Geißstraße keine Rolle, urteilte das Gericht. Eine Analyse der Stiftung Geißstraße unterstützt diese bis heute umstrittene Position.
Die Folgen sind gravierend: Bis heute sind die Getöteten nicht als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt; die Überlebenden sind ohne entsprechende Hilfen geblieben.
Anlässlich des 30. Jahrestages des Brandanschlages werden wir mit Expert*innen aus Überlebendeninitiativen, Wissenschaft und Praxis über Rassismus als mutmaßliches Tatmotiv des Brandanschlages in der Geißstraße sprechen: Es geht auch um die Frage von Rassismus als Tatmotiv bei psychisch erkrankten Täter*innen, die Pathologisierung von Rassismus, die gesellschaftliche Abwehr von Perspektiven und Forderungen von Überlebenden rassistischer Brandanschläge sowie die Kontinuitäten rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Baden-Württemberg und fehlende Anerkennung.
Auf dem Podium sprechen:
Ibrahim Arslan | Opfer und Überlebender des Brandanschlages von Mölln im Jahr 1992, Politischer Bildner, Aktivist und Empowerment-Coach
Heike Kleffner | Journalistin und Geschäftsführerin des Verbands der Beratungsstellen für Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V.
Saime Ekin-Atik | Leiterin von LEUCHTLINIE, der Fach- und Beratungsstelle für Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Baden-Württemberg
Prof. Dr. Christoph Kopke | Professor für Politikwissenschaft und Zeitgeschichte an der HWR Berlin
Prof. Dr. med. Dr.phil. Andreas Heinz | Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Berlin
Moderiert wird die Veranstaltung von Anna Hunger, Chefredakteurin der kontext:Wochenzeitung
Anmeldung unter: Friederike.Hartl@sjr-stuttgart.de
Den Veranstaltenden ist ein respektvolles und diskriminierungsfreies Miteinander sehr wichtig. Störungen oder Beleidigungen führen zum Ausschluss aus der Veranstaltung. Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die extrem rechten Parteien oder Organisationen angehören, der extrem rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser ad hoc auszuschließen.
Veranstaltet von:
- Württembergischer Kunstverein Stuttgart
- Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V.
- Fachstelle mobirex
- Stadtjugendring Stuttgart
- Fach- und Beratungsstelle LEUCHTLINIE
Maßnahme des Demokratiezentrums Baden-Württemberg. Das Demokratiezentrum wird finanziert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg aus Landesmitteln, die der Landtag von Baden-Württemberg beschlossen hat, und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.