Pressemitteilung
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18.08.20

„Die Täter sind nicht zu Hause geblieben“ - Minister Manne Lucha besuchte die Beratungsstelle LEUCHTLINIE

Im Rahmen seiner „Sommertour 2020“ machte Baden-Württembergs Minister für Soziales und Integration, Manne Lucha, am 17. 08. Station bei der Fach- und Beratungsstelle für Betroffene von rechter Gewalt, „LEUCHTLINIE“. Vom Team der Hilfseinrichtung erfuhr der Minister, dass auch in Baden-Württemberg die Anzahl der Menschen, die nach Vorfällen rechter Gewalt Beratung in Anspruch nehmen, kontinuierlich steigt: 98 Beratungsprozesse wurden 2019 durchgeführt, das war ein Drittel mehr als noch ein Jahr zuvor. Für 2020 liegt zwar eine Statistik noch nicht vor, aber die Beratungsanfragen sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum spürbar gestiegen – und das trotz Corona. „Die Täter sind nicht zu Hause geblieben“, so der Leiter von LEUCHTLINIE, Heval Demirdöğen. Was man seit Corona allerdings feststelle, sei eine Zunahme von Anfeindungen aus dem unmittelbaren Nahbereich der Menschen, also durch die eigenen Nachbarn.

Dass die finanziellen Mittel, die durch das Land (13%) und durch den Bund (87%) bereit gestellt werden, dem wachsenden Bedarf bei weitem nicht entsprechen, und dass Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich zu den Ländern zählt, die für die Opfer von rechter Gewalt am wenigsten Geld ausgeben, auch das erfuhr Minister Lucha aus erster Hand.  Gerade 1,25 Vollzeitstellen stehen derzeit im Flächenland Baden-Württemberg für die Beratungsarbeit zur Verfügung, eine Unterfinanzierung, die zu einer Unterversorgung führt, so Gökay Sofuoğlu, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Baden-Württemberg, tgbw, der Trägerin der Beratungsstelle. Er forderte daher den Ausbau der Beratungsarbeit durch die Einrichtung zweier weiterer Anlaufstellen im Land, mit je mindestens drei 75%-Stellen. Außerdem müsse, das habe nicht zuletzt Corona gelehrt, eine Online-Beratung über eine professionelle und sichere Beratungsplattform etabliert werden.

Minister Lucha dankte dem Team der Beratungsstelle und der tgbw für die geleistete und wichtige Arbeit. Er ließ volles Verständnis für die Forderungen erkennen und betonte, dass es ihm ein großes Anliegen sei, dass das „Dunkelfeld“ derer, die unter rechter Gewalt leiden, zu einem „Hellfeld“ werden könne und die Menschen Hilfe erhalten. Gleichwohl erteilte er allen Hoffnungen auf Mittel für personelle Aufstockungen in dieser aktuellen Zeitphase eine klare Absage.

Von links: Oya Poyraz, stellv. tgbw Vorsitzende, Minister Manne Lucha, Bürgermeisterin Dr. Alexandra Sußmann, LEUCHTLINIE-Leiter Heval Demirdöğen, tgbw-Vorsitzender Gökay Sofuoğlu