Opferberatung „LEUCHTLINIE“ etabliert Beirat

Für die landesweite Beratungsstelle „LEUCHTLINIE“, die allen Betroffenen von rechter Gewalt Hilfe bei der Bewältigung von seelischen, körperlichen und materiellen Schäden bietet, hat sich am 07.04. 2016 in Stuttgart ein interdisziplinär besetzter Beirat gebildet. Durch ihn soll die seit Jahresbeginn arbeitende Anlaufstelle fachliche Beratung und Begleitung erhalten und stärker in den beteiligten Netzwerken verankert werden.

Träger der Beratungsstelle "LEUCHTLINIE" ist die "Türkische Gemeinde in Baden Württemberg e. V.", TGBW, und das ebenfalls in Stuttgart ansässige "Büro- und Aktionsnetzwerk der Vielfalt", ein Zusammenschluss sozialer und kultureller Vereine.

Dem neuen Beirat gehören gezielt Vertreterinnen und Vertreter gesellschaftlicher Gruppen an, die besonders von rechter Gewalt gefährdet sind. "Ihre Fachexpertise ist absolut bedeutend für die spezifische Beratungsarbeit und auch für präventive Maßnahmen. Wir haben eine sehr wertvolle, für Baden-Württemberg vielleicht einmalige Zusammensetzung erreicht", so Gökay Sofuoglu, Landesvorsitzender der TGBW.

Im einzelnen gehören dem Beirat Vertreterinnen und Vertreter an aus der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, der Islamischen Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg e.V., dem Landesverband der kommunalen Migrantenvertretungen, dem Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung e.V., dem Landesfrauenrat, dem Flüchtlingsrat Baden-Württemberg, dem Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg, dem Verband Deutscher Sinti und Roma, der Türkischen Gemeinde in Baden-Württemberg e.V. und dem Büro und Aktionsnetzwerk der Vielfalt. Interesse bekundet hat zusätzlich die Liga der Freien Wohlfahrtspflege. Im Beirat vertreten sind außerdem das Sozialministerium des Landes und die Landeszentrale für politische Bildung, die zusammen im Rahmen des Landesprogramms "Demokratie stärken!" den Aufbau und den Betrieb der landesweiten Beratungsstelle in Auftrag gegeben haben, sowie die Jugendstiftung Baden-Württemberg, die das Demokratiezentrum im Land betreibt und den Aufbau der Beratungsstelle begleitet.

Die bisher von "LEUCHTLINIE" bearbeiteten Fallanfragen spiegeln eine große Bandbreite wider, so der Psychologe der Beratungsstelle, Dr. Jochen Kramer. "Es gibt Fälle, wie wir sie erwartet haben, etwa die Attacke eines ortsbekannten Nazis auf eine nicht ethno-deutsch aussehende Frau mit Kind - wobei das Kind sehr darunter leidet und sich seither nicht mehr auf die Straße traut. Und es gibt Kontaktaufnahmen zu uns in Fällen, die eher untypisch erscheinen, etwa eine russischstämmige Familie, die sich von deutschen Behörden und der Polizei missachtet und angefeindet sieht".

Ziel von "LEUCHTLINIE" ist es, in allen Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg ein Beraternetzwerk zu etablieren, so dass Betroffene vor Ort schnelle und gezielte Hilfe erhalten. Der Prozess der Beraterfindung ist derzeit noch nicht abgeschlossen, so dass Teammitglieder zu Beratungsfällen auch direkt anreisen.

Die Mehrheit der konkreten Vorfälle mit eindeutig rechtsradikaler Motivation, so Projektleiter Heval Demirdögen, seien derzeit auch in Baden-Württemberg Angriffe auf Unterkünfte von geflüchteten Menschen.

Im Rahmen eines landesweiten Monitoring-Verfahrens werden alle Vorkommnisse rechter Gewalt von "LEUCHTLINIE" gesammelt und in regelmäßigen Abständen auf der homepage der Beratungsstelle (www.leuchtlinie.de) veröffentlicht. Die Hotline für Beratungsanfragen: 0711 - 888 999 33.