Pressemitteilung
Stuttgart
23.09.16

Nach Hacker-Angriff: Opfer rechtsradikaler Bedrohung erhalten Hilfe

Die Opfer eines Hacker-Angriffs aus der extrem rechten Szene erhalten Hilfe und Unterstützung durch die Beratungsstelle für Betroffene von rechter Gewalt in Baden-Württemberg, "LEUCHTLINIE".

Rechte Gruppierungen, wie beispielsweise die AG Nordheide, hatten in den vergangenen Wochen wiederholt Listen von angeblichen Mitgliedern antifaschistischer Initiativen veröffentlicht - mit vollem Namen, Adresse und Telefonnummern. Auf einschlägigen Internetseiten wurden die Listen mit Überschriften wie „Die Antifa-Meute“ vorgestellt, zusammen mit Aufforderungen an die rechtsradikale Szene, diese Personen „zur Rede“ zu stellen.
Die Beratungsstelle „LEUCHTLINIE“, die im Auftrag des Landes von der Türkischen Gemeinde in Baden-Württemberg, TGBW, betrieben wird, sieht in der Veröffentlichung  der Listen einen schwerwiegenden demokratiefeindlichen Vorgang und einen unzulässigen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen. „In einem Rechtsstaat geht es generell nicht an, dass Menschen auf Listen gebrandmarkt werden, Zielscheibe von Verfolgungsaufrufen sind und im schlimmsten Fall rechte Gewalt erfahren“, sagt LEUCHTLINIE-Projektleiter Heval Demirdögen.
Der Vorsitzende der TGBW, Gökay Sofuoglu, verurteilt die Aktion der extrem rechten Szene scharf: „Online-Treibjagden gegen gesellschaftliche Gruppen verstoßen gegen die Menschenwürde. Den Betroffenen, die sich durch die Veröffentlichung ihrer Daten in ihren Rechten und ihrer Würde verletzt erleben, bieten wir daher unsere Unterstützung an.“

Zusammen mit dem landesweiten Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus „Kompetent vor Ort“, das vom Demokratiezentrum Baden-Württemberg betrieben wird, soll den Betroffenen rasch und effektiv geholfen werden. „Falls Menschen hier unsicher sind, sich durch das Outing bedroht fühlen oder sonst dazu Austauschbedarf auf persönlicher Ebene haben, bietet LEUCHTLINIE individuelle Beratung und Unterstützung an“, so Demirdögen.

Ausgelöst wurde die Bedrohung durch einen Hacker-Angriff auf die Kundendatei eines bei Punks beliebten Onlineshops im vergangenen Jahr. Rund 40.000 Adressen und Telefonnummern von Kunden waren ausspioniert worden. Die Kundendaten wurden im Internet veröffentlicht, zusammen mit Kommentaren, die zu Gewalt gegen die betroffenen Personen aufriefen. Zu dem Hack hatte sich eine Gruppe namens „National Sozialistische Hacker Crew“ bekannt. Der betroffene Internethandel hatte Strafanzeige erstattet, die Polizei ermittelte wegen „Computersabotage“.
Jetzt sind diese Daten erneut auf rechtsradikalen Websites veröffentlicht worden. Nach Einschätzungen von Betroffenen sind über 2.000 Personen aus Baden-Württemberg darunter.

Foto: adimas / fotolia.com

Kontaktinformationen

Herr
Werner
Schulz
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Türkische Gemeinde in Baden-Württemberg e.V.
Reinsburgstr. 82
70178 Stuttgart
Telefon: 
0711 - 888 999 31